Von der Hausgestaltung zum virtuellen Festivalzentrum

13. April 2021
© Illustration: Teresa Mayr | Konzept + Programmierung: Stephanie Zurstegge

Interview mit Stephanie Zurstegge

Du bist für AUGENBLICK MAL! 2021 ursprünglich als Bühnenbildnerin für die Gestaltung der Spielorte an Bord gekommen – was hat sich durch den Schritt ins Digitale verändert?

Ich hadere manchmal mit der Bezeichnung Bühnenbildnerin, weil ich generell ganzheitlich mit Räumen arbeite, als nur etwas auf die Bühne zu bauen.

Dieses gleichzeitige Miteinander im Raum sein von Publikum und allen denjenigen Akteuren (Menschen, Dingen, Licht,…), die dem Publikum etwas erzählen, interessiert mich.

In der analog geplanten Festivalvariante hätte ich mich eine Raumgestaltung mit Wiedererkennungswert an jedem der vier Theaterhäuser installiert und die Foyerräume, die räumliche Situation der Nachgespräche, das Wegesystem und Rückzugsorte installiert.

Durch die Pandemievorschriften hatte ich dabei schon früh einige Einschränkungen: Eine Ausstellung des Archivmaterials aus den letzten 15 Festivals hätte nicht im Foyer stattfinden dürfen, um bloß nicht zum Stehenbleiben zu animieren; Sitzgelegenheiten auch nicht erlaubt. Ich hatte schließlich einen Entwurf erarbeitet, der Hygienevorschriften und Gestaltung vereinbaren konnte und aus Material bestand, was ich danach fast unbearbeitet hätte weiterverwenden können - was mir, auch ohne Festivalthema, immer ein Anliegen ist.

Bei den Überlegungen, das Festival digital stattfinden zu lassen, setzte ich mich sehr dafür ein, mehr als Streams hochzuladen und moderierte Zoom-Calls zu machen, da ein analoges Festival sich für mich dadurch auszeichnet, dass ich unerwartet zwischen den Veranstaltungen auf bekannte oder fremde Leute treffe und heimlich anderen Gesprächen lauschen kann. Auf diese Atmosphäre kam/kommt es mir an, und die versuche ich jetzt mit der Festivalplattform möglich zu machen.

Dass ich dabei jetzt keine analogen Räume mehr ausgestalte, tauscht Baumaterialieneinkäufe und zerhämmerte Daumen mit Programmierzeit im Internet und mehr Fingerfertigkeit. 🙂

Was sind die besonderen Herausforderungen für dich an dieser Umstellung von analog auf digital?

Mir fehlt der Baumarktgeruch und das gemeinsame Arbeiten mit einem Team. In analogen Theaterproduktionen bin ich gern viel bei den Proben und dazwischen in den unterschiedlich riechenden Technik- oder Kostümwerkstätten mit anderen Menschen am Tüfteln und Bauen. Ich arbeite gerne mit meinen Händen, um auf Ideen zu kommen. Wahrscheinlich kam daher auch der Impuls, für das Festivalzentrum analoges Zeichnen und digitales Bearbeiten und Programmieren zu verbinden – damit weder meinen Händen, noch meinem Kopf langweilig wird.

Was erwartet die Gäste des Festivals in gather.town?

Das Internet hat keine pysikalischen Gesetze, da wäre noch einiges gegangen – aber wir wollten keine Computer überstrapazieren. Gemeinsam mit den Kids vom Kinderklub Rakete jetzt! Hab ich den wildesten Raum gebaut – den Raum der Blick´s mal! Kids. Ansonsten ist es erstmal eine Landschaft, in der die Wege von Theaterspielstätte zu Theaterspielstätte zwar existieren, aber nicht ganz so weit sind wie im analogen Berlin. Und Bordsteinkanten gibt’s auch keine.

Stephanie Zurstegge hat unser virtuelles Festivalzentrum gestaltet. Die Illustrationen dazu stammen von Teresa Mayr.

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