Es gibt nur diese eine Welt. Klar, oder? Astronomie-Studentin Anna entwickelt die künstliche Intelligenz IOta, um gesammelte Daten der Teleskope nach möglichen außerirdischen Signalen zu untersuchen. Doch plötzlich öffnet IOta das Tor zu unendlichen Parallelwelten. Die Ergebnisse bringen nicht nur Annas ganzes Leben durcheinander, sondern lassen sie auch an der Wirklichkeit an sich zweifeln. Behaltet ihr den Überblick?
Der Videostream bringt außerirdische Signale direkt zu euch nach Hause. Aus der Perspektive von Theaterbesuchenden taucht ihr ein in die Parallelwelten dieser Inszenierung.
Das sputnic Kollektiv lässt vor den Augen des Publikums einen Science Fiction-Trickfilm entstehen. Die Schauspieler*innen gestalten auf der Bühne die Projektionen mit und interagieren live mit dem Film. Das Künstlerkollektiv arbeitet seit 2004 interdisziplinär in den Bereichen Animation, Design und Bühne. Sie entwickeln mediale Szenografien für Theaterstücke, produzieren Filme, schaffen Installationen und Interventionen. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.
Mehr zum Stück findet ihr hier.
Für dieses Stück geben wir euch folgende Inhaltswarnungen mit:
zur analogen Version von
IOTA.KI
von Patrick Wildermann
Nichts geht mehr ohne Künstliche Intelligenz. Überall diese neunmalklugen Algorithmen, die uns Dating-Partner*innen vorschlagen, auf Sprachbefehl die Nummer der Telefonseelsorge wählen, oder den Weg zum Klo weisen. Und dass der Einfluss der Computer auf unser Leben in Zukunft eher noch zunehmen wird, ist nicht gerade eine gewagte Prognose. Es gibt aber trotzdem noch Überraschendes aus dem weiten Feld der KI. Nämlich, wie wunderbar old school und zugleich phantasieüberschießend sich von ihr erzählen lässt. Das Kollektiv sputnic – eine Gruppe von Medienkünstler*innen – macht es vor. Mit einer Arbeit, die für die Jugendsparte Moks am Theater Bremen entstanden ist, zusammen mit vier Schauspieler*innen und zwei Comic-Zeichner*innen. „IOta.KI“ braucht zwar Stromanschluss. Aber keine erkennbare Rechnerleistung. Was aufgefahren wird, sind nämlich die vorsintflutlichen Verwandten der Smartboards, älteren Menschen aus Schulzeiten noch bekannt als Tageslichtprojektoren. Darauf lassen die sputnic-Masterminds Folien legen, mit wechselnden Schauplätzen und Kulissen, über denen wiederum Scherenschnittfiguren bewegt werden – das alles belebt aus dem Dunkeln von Spieler*innen am Mikro.
Fertig ist eine Kunstform, die sich „Live-Animation-Cinema“ nennt. Und die ästhetisch locker den Rahmen dessen sprengt, was man gewöhnlich landauf, landab im Theater geboten bekommt. Vor allem reizvoll im Kontrast: dass die sputnic-Kollektivist*innen mit dieser scheinbar aus der Zeit gefallenen Handarbeit eine vor Futurismus nur sprühende Sciencefiction-Extravaganza erzählen. Die dreht sich um eine Forscherin namens Anna, eine KI namens IOta, und einen gottgleichen Supercomputer (Alpha!), der uns alle in einer gigantischen Simulation gefangen hält. Am besten, man vergisst vor dem Eintauchen in den überbordenden Erzählfluss alles, was man je über das Raum-Zeit-Kontinuum gelesen hat. Mit Intelligenz allein – ob künstlich oder nicht – ist jedenfalls nicht allen Sinnfragen beizukommen. Noch eine wertvolle Lektion dieses elektrisierenden Abends.
mit: Fabian Eyer, Judith Goldberg, Kerstin Pohle, Julian Anatol Schneider
Mitschnitt: bildmühle
Kamera: Malte Brinkmann, Jan Pichol, Oskar Piorkowski
Schnitt: Lukas Spijkermans
Regie: Nils Voges
Bühne: Malte Jehmlich
Kostüm: Vanessa Rust
Illustrationen: Jennifer Daniel, Julia Zejn
Musik: Nicolai Skopalik
Animationsplatten: Michael Dölle
Licht: Jörg Hartenstein
Ton: Willy Klose
Moks-Werkstatt: Erhard Dapper
Dramaturgie: Sebastian Rest
Regieassistenz: Laura Brust, Valeska Fuchs
Regiehospitanz: Elisa Freyberg
Englische Untertitel: VSI Berlin