Was kann Theater? Alles! Es lebt durch die Behauptung und durch eine Kompliz*innenschaft mit dem Publikum. Wir sehen also einen Platz und eine Baustelle. Wir hören die Stimmen von … Moment mal! Da stimmt doch etwas nicht?! Es entfaltet sich ein wechselhaftes Spiel mit unseren eigenen Erwartungen und Vorstellungen von Sicherheit. Eine listige und humorvolle Inszenierung um Realität und Phantasie.
Dieses Stück zeigen wir euch als eigens für AUGENBLICK MAL! produzierte Aufzeichnung. Ihr benötigt dafür ein digitales Endgerät, einen abgedunkelten Raum und eine handvoll Reiscracker. Das anschließende Publikumsgespräch führen wir direkt in der Künstler*innengarderobe.
Der niederländische Autor und Regisseur Jetse Batelaan gehört zu den unkonventionellsten Protagonist*innen einer neuen Generation von Theaterschaffenden. Er ist künstlerischer Leiter des Theater Artemis und wurde 2019 mit dem Silbernen Löwen der Biennale von Venedig ausgezeichnet.
Mehr zum Stück findet ihr hier.
Für dieses Stück geben wir euch folgende Inhaltswarnungen mit:
zur analogen Version von
(.....) EIN STÜCK, DEM ES SCHEISSEGAL IST, DASS SEIN TITEL VAGE IST
von Irina Bârcă
Drei Performer*innen stehen auf der Bühne. Sie heißen Willemijn, Carola und Elias und sehen wie Kopien ihrer selbst aus, ein wenig entrückt, ein bisschen wie nicht ganz gelungene erwachsene Interpretationen von Jugendlichen. Sie sprechen über ein Stück, das sie vermeintlich mit ihrer Lehrerin und ihrer Schulklasse zusammen gesehen und nicht verstanden haben. Nach und nach kapiere ich, dass es das Stück ist, das ich gerade sehe. Augenblick mal! … Wenn die drei diejenigen spielen, die gerade zuschauen, spielen sie dann mich?
Klingt kompliziert? Es geht weiter: Denn es gibt in diesem Raum eine weitere Spielerin – sie ist ungreifbar, wird nicht benannt, ist aber da und agiert mit ihnen zusammen – das ist die Bühne oder vielleicht eine andere magische Kraft, die Objekte scheinbar willkürlich auftreten und verschwinden lässt, oder die Plateaus der Schuhe von Willemijn kleiner und größer zaubert. Das Licht geht unzählige Male an und aus, die Stimmen der drei werden ausgetauscht, eine Glasflasche zerschellt plötzlich im Raum. Doch den allerwichtigsten Part hat das Publikum, das hier nach und nach zur Hauptakteurin wird. Es ist Komplizin, Anlass und Gegenstand dieses merkwürdigen, urkomischen und überraschenden Zusammenspiels. Damit das Stück überhaupt entstehen kann, braucht es die unbedingte Wahrnehmung der Zuschauer*innen. In diesem Dazwischen entstehen Räume voller humorvoller Leichtigkeit und großer philosophischer Fragen: Könnte alles anders sein, könnte hier anderswo sein und bin ich vielleicht du?
Dieses Stück, dem vielleicht nur sein Titel scheißegal ist und sonst nichts, ist ein großes Stück über das, was Theater am besten kann – im Dialog zwischen Bühne und Zuschauerraum sein Publikum jenseits des kognitiven Verstehens subtil und virtuos in den Mittelpunkt stellen. „Und dann noch einen Raum, und dann noch einen Raum, und dann noch einen Raum...Es geht immer weiter“, wird eine Figur irgendwann im Laufe des Stückes sagen.
Mit: Willemijn Zevenhuijzen, Elias de Bruyne, Carola Bärtschiger
Regie: Jetse Batelaan
Dramaturgie: Marcus Dross, Anna Wagner
Bühnenbild: Theun Mosk
Kostüm: Eva Koopmans
Musik: Les Trucs
Registrierung und Montage: Huub Laurens
Kamera: Huub Laurens, Peter Raaijmakers, Mels van Zutphen, Henk Claasen
Licht: Marq Claessens, Marieke Smits
Tontechnik: Maarten Blom, Frans Baudoin
Stagehand: Gabriella Uetz
Produktion: Klaas Tops, Zarah Ruwhof
Theater: Maaspodium Rotterdam
Englische Untertitel: Yvonne Griesel
Übersetzung: Marisa Pettit
Im Rahmen der Augenblick mal! 2021 Das Festival des Theaters für junges Publikum, Berlin
Eine Produktion von Theater Artemis in Koproduktion mit Künstlerhaus Mousonturm & Ruhrtriennale 2018-2020 im Rahmen der Frankfurter Positionen Festival 2019, eine Initiative der BHF-Bank Stiftung. Gefördert durch Het ministerie van OCW, Gemeente ’s-Hertogenbosch, Provincie Noord-Brabant, Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im Rahmen der intergenerationalen Vermittlungsinitiative ALL IN – FÜR PUBLIKUM JEDEN ALTERS, sowie durch den Performing Arts Fund NL & Brabant C