„Ganze Generationen wurden hier zerkaut, verdaut und wieder ausgeschieden.“

20 April 2021
© Artur Romaowski

Fünf Schulstühle mitten auf einer Wiese am Main, auf der gegenüberliegenden Flussseite das Frankfurter Städelmuseum, Zurück in die Gegenwart steht auf einem Plakat am Museum. Auftritt der fünf Spielenden. Da sitzen sie mitten in Frankfurt, auf Stühlen, die in diese Szenerie so gar nicht passen, an einem Ort, der Entpannung sein soll - Sinnbild dafür was Millionen von Schüler*innen gerade erleben, ehemalige Orte der Erholung werden zu Stress. Das Kinderzimmer, oder eben der Park, werden zum Klassenraum.

Es geht es los: Schulausflug – die Expedition ist die Filmadaption des vor-pandemischen, gleichnamigen Audiowalks. Die imagery company - mit Ossian Hain, Anne Kapsner, Anne Mahlow, Arthur Romanowski und Anja Schneidereit - unternimmt eine Exkursion in die IGS Herderschule Frankfurt und das ist wirklich unterhaltsam. Denn in diesem Monster, da gibt es viel zu entdecken, da „sind sie nach Gruppen sortiert und versteckt hinter Türen - sagen große Menschen „denn ich weiß es und ihr müsst es glauben“.

Die Performance lebt von den eingesprochenen Stimmen, die - an die Sendung mit der Maus-erinnernd - erklären, was eine Schule denn so ist und was darin so vor sich geht. Weisheiten, Erfahrungsberichte und lose Gedanken begleiten den schwarz-weiß Film. Worum es darin geht?  Gespenster, Theater, alte Lehrer, das Herz der Schule. 

Die Inszenierung verhandelt chronologisch unser Schulsystem. Ein Thema folgt dem nächsten. Dinge werden abschließend verhandelt, das macht es sehr einfach zu folgen und ist für die Zielgruppe der 8+ jährigen auch genau richtig. 

„Es geht ein Gespenst um in der Schule“: so beginnt der Moment, der das Herzstück des Schulausflugs ist. Man sieht zwei Gespenster die durch die Schule streifen „und es herrscht der große Klassenkampf. Aus Klassenkampf wird Klassenfreund“. Eine Kritik an dem dreigliedrigen Schulsystem, dass von vorneherein segregiert, das eine gerechte, chancengleiche Gesellschaft noch viel utopischer macht. Passend auch der Soundtrack aus den späten 60ern: God only knows what I would be without you

Am Ende verlassen die fünf Abenteurer*innen die Schule wieder, wollen die Welt retten, Freunde finden, nach Nicaragua fliegen. Das Video endet mit einem Monolog der beginnt mit: "Ich will zeigen, dass ich zeigen kann, dass ich nicht wollen kann, also will ich nicht, eigentlich will ich ja schon, aber ich will nicht" und endet mit "Ich will ja eigentlich, aber ich will halt nicht. Will ich, dass ich wollen will, ich weiß nicht“.
Die Zuschauerin ist wieder zurück in ihrer eigenen Schule: zuhause, denkt an die 6. Klasse, die man zwischendurch hören konnte und hofft, dass das Homeschooling bald vorbei geht, damit Schüler*innen wieder zusammen denken können: „Ich will halt eigentlich, aber ich will halt nicht“.

Jana Oehlerking | Redaktion Hingucker*innen

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