Boys do Dance!

19. April 2021
© Eva Berten

Wenn “boys don’t dance” uns etwas gezeigt hat, dann das: Boys do dance! Im Gegensatz zu George Michael, der “I’m never gonna dance again” singt, tanzen drei Jungs und ein Mädchen was das Zeug hält. Als die Vorstellung beginnt, liege ich noch mit Gummibärchen im Bett. Doch das sollte sich ändern. 

In ihren bunt-glänzenden und leoparden-gemusterten Kostümen stehen die Tänzer im Kontrast zur einfach gehaltenen, fast leeren Bühne. Bühnendekoration hätte die vier sowieso bloß beim Tanzen gestört. Ausgefüllt wurde der Raum trotzdem: das junge Team rund um den Choreographen Takao Baba durchbricht unsichtbare Barrieren zwischen Zeiten, Tanz- und Musikstilen. Ballett in Vintage-Klamotten zu aktueller Trend-Musik tanzen? Kein Problem. Indem sie unterschiedliche Genres kombinieren, erschaffen sie einzigartige, neue Kreationen. 

Alles ist Tanz. Überall ist Tanz. Jeder kann Tanz. Auch Jungs. Im Sportunterricht laufen die Gesichter der meisten von ihnen ja rot an, wenn gesagt wird, dass sie tanzen sollen, aber den neuesten TikTok-Tanz können sie dann doch als erstes tanzen. Diese Tatsache wird in “Boys don’t dance” ausgenutzt. Zu selbst komponierter Musik tanzt das Kollektiv den "Kühlschrank", den "Toaster" oder die "Mikrowelle" und ruft auf, mitzumachen. Lange hab ich mich davor gedrückt, aufzustehen und mitzutanzen. Es wurde zum ungefähr 9. Mal gesungen “Mach das Deo drauf”, als ich doch aufgestanden bin. Ich hatte das Gefühl, dass sie bemerken würden, wenn ich liegen blieb. Wahrscheinlich wäre mir durch die ständigen Wiederholungen sonst auch zu langweilig geworden. Während ich tanze steigt aber die Spannung im Körper wie die Lava eines Vulkans immer weiter, bis zum Höhepunkt. Und plötzlich explodiert der Vulkan. Statt “Mach das Deo drauf” hieß es nun “Mach die Kamera an”. Wofür? Für ein Tanzbattle. Plötzlich war ich ein Model - weil ich in der ersten Jahreshälfte Geburtstag habe. Die Models treten gegen die Zombies an. Immer und immer schneller tanzen wir. Sogar die Dolmetscherin tanzt mit. Und so entsteht doch irgendwie ein Gemeinschaftsgefühl - sogar über Zoom. 

Nicole Etschberger | Redaktion Hingucker*innen

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