Hasta la vista, baby

25. April 2021
© Jörg Landsberg

(bitte in Roboterstimme lesen) Hallo, ich bin IOTA. Künstliche Intelligenz Version 0,728 Beta.

Das Licht schaltet sich an und aus. Dann wieder an, dann wieder aus. An aus. Wie eine Uhr: tick tack. Währenddessen stehen vier Schauspieler vom Boden auf und bauen das Bühnenbild - welches aus lauter Tageslichtprojektoren und Leinwänden besteht - wieder auf. Es scheint fast so, als wäre es vorher zerstört worden. Doch dazu später mehr. Irgendwann bleibt dann das Licht an. Als Erstes sehen wir keine der Figuren, sondern eine Leinwand, auf der die Figuren abgebildet sind. Eine extrem spannende Form von Bühnenbild, die ich so noch nie erlebt habe. Umso froher bin ich, es in IOTA.KI zu erleben. Ich frage mich, ob das ganze Stück nur aus Leinwandaufnahmen bestehen wird. Bis die Kamera irgendwann auf die vier Schauspieler umschwenkt, die wir in dem Stück kennenlernen. Die Schauspieler übernehmen zwei Aufgaben gleichzeitig: einerseits spielen sie ihre Rollen in Mimik und Gestik mit. Andererseits spielen sie mit den Projektionen und geben ihnen eine Stimme. IOTA selbst sieht mithilfe der Projektorbilder aus wie ein Spiegelei. Eigentlich mag ich ja Rührei mehr, aber was solls.
Die Idee, dass der Mensch etwas Besonderes ist, und die Krone der Schöpfung darstellt, wurde ja bereits des öfteren in ihren Grundfesten erschüttert.

Menschen sind doch die einzigen, und nicht zu vergessen intelligentesten, Lebewesen auf dieser Welt. Oder? Oder nicht? Einige Astronomen glauben etwas anderes. So wie die drei Astronomen Anna, Veit, und Mave. Sie sind der festen Überzeugung, dass noch andere Lebewesen in diesem Universum existieren. Es gibt ja auch nur ein Universum, oder? Oder nicht? IOTA wurde dafür entwickelt, diese anderen Lebewesen ausfindig zu machen. Was sie nicht wussten, ist, dass IOTA stattdessen etwas viel größeres entdecken wird. Etwas, dessen Ausmaß wir uns gar nicht vorstellen können. Etwas, wofür Wissenschaftler der ganzen Welt versuchen Beweise für zu finden: für die Existenz von Paralleluniversen. In einer anderen Realität könnte ich zusammen mit drei Eisbären und einer Thermoskanne in einem Iglu leben. Es könnte einen Mond aus Käse geben. Du könntest Beyonces BackgroundsängerIn sein. Wenn es diese Paralleluniversen wirklich gibt, dann gibt es unendliche Möglichkeiten wie sie aussehen könnten. Mit jeder Sekunde, jeder Entscheidung, die wir treffen, werden es mehr.
Nun, verehrtes Publikum, es wird also nicht der Geist von Menschen, sondern der von Maschinen sein, der die Welt letztendlich am vollkommensten versteht.

Wie können eine Astronomin namens Anna, ein Physiker und ein Pinguin namens Dot und Rico, und eine Forscherin namens Eleva, aufeinander treffen, wenn alle drei völlig unterschiedliche Leben führen? In Annas Welt ist es nicht möglich auf dem Mond zu leben und zu arbeiten wie Eleva es tut. Für Dot ist es das Normalste der Welt einen Pinguin und eine Künstliche Intelligenz zu besitzen - für Anna aber nicht. Die drei kennen nur eine Lösung dafür: sie kommen aus Paralleluniversen. IOTA hat die drei in einer virtuellen Realität zusammen gebracht. Gewissermaßen hat IOTA sogar Armor gespielt, denn zwischen Dot und Anna hat es gefunkt. Wie Dot selbst gesagt hat: “Sie hat keine Ahnung davon, was auf der Erde abgeht, aber irgendwie mag ich sie.” Ich wünschte, es gäbe eine größere Liebesbeziehung zwischen den beiden. Ich meine, was wäre das für eine krasse Kennenlerngeschichte zu sagen: “Wir haben uns über Universen hinweg in einer virtuellen Realität kennengelernt:”?! Meine Beziehung zu IOTA.KI würde ich mit denselben Worten beschreiben: “Ich habe keine Ahnung davon, was in IOTA.KI abgeht, aber irgendwie mag ich es.” Ich bin als Laie, der nichts von Naturwissenschaften versteht, in das Stück reingegangen, und als viel viel schlauerer Laie rausgegangen. Und dabei wurde ich noch fabelhaft unterhalten. Man könnte sagen, zwischen dem Stück und mir hat es auch gefunkt.

Es gibt keinen Sinn für unsere Existenz. Es kommt darauf an, welchen Sinn wir ihr geben.

Diese einmalige Entdeckung von Paralleluniversen muss natürlich sofort getestet werden. Anna, Eleva und Dot reisen mit IOTAs Hilfe in ein anderes Universum. Ich fühle mich, als würde ich selbst durch das Universum reisen - die Projektoren zeigen diese Reise nämlich von allen Seiten. Sterne, Planeten, und abstrakte Formen umkreisen einen. Aber es wäre ja langweilig, wenn das reibungslos abgelaufen wäre. Es treten Störungen auf - quasi technische Störungen. Die drei werden ungewollt auf einem Boot im Meer ausgespuckt. Daraufhin beichtet IOTA, dass das Universum ein Computer ist. Okay, krass. Das würde bedeuten, dass Menschen - oder sollte ich lieber sagen, die, von denen wir glauben, dass sie Menschen sind - genauso sind, wie Charaktere in einem Videospiel, oder wie unsere Avatare auf gather.town? Unsere Avatare wären also Avatare von unseren Avataren? Fest steht jedenfalls, dass diese Entdeckung festgehalten werden muss. Doch die Zeit rennt. Die drei Musketiere Anna, Dot und Eleva springen in ein schwarzes Loch. Das Licht geht aus. Die Projektoren stoppen. Unsere Protagonisten fallen hin. Dunkelheit.

Auf den nächsten Versuch.

Nikole Etschberger | Redaktion Hingucker*innen

crossmenu