Menschen unterscheiden sich voneinander. Unterschiede und Unterscheidungen zwischen Menschen sind eine ambivalente Sache. Manche sind freiwillig, manche unfreiwillig. Manche sichtbar, manche unsichtbar. Fest steht, dass wir in gesellschaftliche Ordnungen und Einordnungen hineinwachsen. Aber nicht jede/r geht zu Beginn des Lebens mit den gleichen Spielkarten an den Start...
In einer interaktiven Zoom-Performance macht das Theaterkollektiv Turbo Pascal soziale Unterschiede und die Frage nach der eigenen Position für und mit einem jungen Publikum spielerisch sichtbar und verhandelbar.
Als Theater- und Performancekollektiv spielt Turbo Pascal mit der Beteiligung seiner Zuschauer*innen. Neben Bühnenperformances entwickelt Turbo Pascal partizipative Projekte im Stadtraum. „Unterscheidet euch!“ ist ihre erste Arbeit für Kinder. Das Stück wurde mit dem IKARUS-Theaterpreis 2019 des JugendKulturService ausgezeichnet.
Mehr zum Stück findet ihr hier.
Die partizipative Online-Performance richtet sich an ein Publikum an individuellen Endgeräten. Benötigt werden dazu pro Person ein Rechner oder ein Laptop mit Kamera und Mikrofon (am besten mit Kopfhörern). Mit Tablets oder Handys funktioniert das Format leider nicht.
Für dieses Stück geben wir euch folgende Inhaltswarnungen mit:
zur analogen Version von
UNTERSCHEIDET EUCH! EIN GESELLSCHAFTSSPIEL
von Bassam Ghazi
Die Zuschauer*innen sind im Bühnenraum verteilt. Wurden sie bereits eingeteilt? Verschiedene Höhen und Ebenen, Tribünen und Bühnenelemente erschaffen eine spannende Raumanordnung. Und das Publikum wird sich immer wieder neu sortieren und positionieren.
Die Performer*innen eröffnen das Spiel, in dem sie beginnen diesen Theaterraum um zu deuten.
Wo befinden wir uns eigentlich? In einer geteilten Stadt? Auf dem Land? Auf welcher Schule? Und mit wem haben wir es hier zu tun? Adel, König*innen, Volk, Untertanen? Oder sind wir mitten im Gericht? Nur die Angeklagten fehlen.
Was mir sehr bald klar wird: hier wird verhandelt und das auf eine exzellent durchdachte Art und Spielweise. Das Thema Klassismus, welches wenig beachtet und häufig tabuisiert wird, rückt in den Fokus. Soziale Milieu- und Klassenzugehörigkeit, Armut und Reichtum, soziale Ungleichheit und Ausschlüsse werden klug und vielschichtig beleuchtet.
Turbo Pascal gelingt es in diesem interaktiven Gesellschaftsspiel ihre jungen Zuschauer*innen gekonnt zu beteiligen und dennoch nicht belehrend und moralisch zu werden. Vor allen Dingen schafft es die Gruppe in ihrer ersten Produktion für junges Publikum das Thema nicht zu überfrachten. Das kritisch reflektierte Gesellschaftsspiel über Gemeinsamkeiten und Unterschiede bleibt spielerisch, humorvoll und abwechslungsreich. Die ausgezeichnete Soundatmosphäre und Songs verleihen der Performance Leichtigkeit und einen eigenen Charme. Mit den biografischen Einwürfen der Performer*innen werden Selbstverständlichkeiten und Privilegien hinterfragt.
Die Befragung der jungen Zuschauer*innen führt nicht dazu diese vorzuführen und bloßzustellen. Die Lebenswelten des jungen Publikums sind Ausgangspunkt für die Fragen rund um Ausschluss, Teilhabe und Gerechtigkeit. Wir werden schulisch vorsortiert? Welcher Gruppe werden wir zugeordnet? Welche reduzierte Geschichte wird mir zugeschrieben?
Und wer ist dafür das Gymnasium abzuschaffen? Ich.
Mit: Wolfgang Boos, Friedrich Greiling, Hanni Lorenz, Eva Plischke / Angela Löer / Frank Oberhäußer (in wechselnder Besetzung)
Regie: Turbo Pascal
Bühne + Kostüme: Janina Janke
Musik: Friedrich Greiling
Digitale Inspizienz: Janina Janke, Margret Schütz
Elektronische Requisiten: Georg Werner
Dramaturgie: Karola Marsch
Dramaturgische Beratung digitales Spielformat: Jutta Wangemann
Vermittlung: Maria Karamoutsiou
Regieassistenz: Meike Krämer Assistenz
Bühne + Kostüme: Orli Baruch
Bühnentechnik: Henning Beckmann
Lichtgestaltung: Rainer Pagel
Ton- und Videotechnik: Max Berthold
Maske: Annika Titzmann
Requisite: Sarah Kornettka
Ankleide: Ute Seyer
Deutsche Gebärdensprache Dolmetschung: handgold (Mandy Wyrostek, Oya Ataman und Team)
Das Stück entstand in Zusammenarbeit mit Schulklassen der Hector-Peterson-Schule, der Pettenkofer-Grundschule, der Paavo-Nurmi-Grundschule und des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums.